Die Standortkonferenz am 8.11. – Unser Eindruck

Dezember 16, 2019

 

Protokoll Standortkonferenz 8.11.2019
Personen: Udo Dittfurth (Standortmanager), Dirk Spender (Moderation),
Tom Sello (Havemann-Gesellschaft und Beauftragter des Landes Berlin für
den Standort), Roland Jahn (BStU), Kathrin Lompscher (Stadtentwicklung
Berlin), Klaus Lederer (Kultur Berlin), Maria Bering (Bundesbeauftragte
für Kultur), Basil Kerski (Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrum
Gdańsk), Kari Lämsä (Service manager, Culture and Leisure Division der
Helsinki City Library Oodi), Lutz Henke (visit Berlin), Robert
Kaltenbrunner (Stadtplaner), Luise Meier (Schriftstellerin)

Eingeladen wurde nicht nur über den Sanierungsbeitrat Frankfurter Allee
Nord, sondern auch über die Veranstaltungen zum Mauerfall. gekommen
waren gerade mal 50 Leute, meist aus der Verwaltng und aus dem
Sanierungsbeirat. Anwohner*innen gab es keine.

Nach einer kurzen Einleitung und Begrüßung der Politiker*innen, kamen
zwei sehr lange Inputs zu anderen Standorten von Begegnung (Polen und
Finnland). Dann folgte ein moderiertes Gespräch im Talkrunden-Format
zwischen Lompscher, Lederer, Henke, Kaltenbrunner und Meier. Nicht
gekommen ist Michael Grunst (Bezirksbürgermeister) und auch sonst
niemand sichtbar aus dem Bezirksamt. Stattdessen war Jahn da, der
nichtmal angekündigt war. Zwischendurch eine kurze Pause und am Ende der
dringende Hinweis dass die Zeit abgelaufen ist. Deshalb keine
abschließende Stellungnahme und nur Verwirrung. Es gab zu keiner Zeit
die Möglichkeit aus dem Publikum Fragen zu stellen, oder mit der Politik
ins Gespräch zu kommen. Alle verschwanden so schnell wie möglich.

Ein paar Stichpunkte die so gesagt wurden:

- Der Prozess vorher (also die vorangegangenen Diskussionen und die drei
Standortkonferenzen) sollten hinter uns bleiben. Statt dessen sollte
„nach vorn geschaut werden“ (Moderator). Man wolle mit den Inputs aus
Finnland und Polen sich Inspirationen holen, da das Standortmanagement
(seit Mitte 2018) festgefahren ist.

Jahn:
- Der Bund hat entschieden dass das Bundesarchiv an diesen Standort
zieht. Jetzt ist das Land gefragt seinen Anteil dafür zu leisten.
- „Der Campus lebt bereits“. Das Motto ist „Demokratie statt Diktatur“.
Unter diesem Motto finden schon Veranstaltungen statt. Die BStU hat eine
kleine Infobroschüre rausgebracht und die neue Ausstellung in Haus 7
über die Arbeit der BStU bzw. Essentials aus dem Archiv ist dazu ein
wichtiger Schritt.
- Man wolle „ein europäisches Zentrum“ (ähnlich wie in Polen das
Solidarnosc-Zentrum.
- Es soll nach Außen sichtbar sein

Bering:
- Der Prozess um die Änderungen ist extrem emotionalisiert (z.B. der
Protest gegen den Abriss von Haus 6). Der Bund versteht das nicht.
Eigentlich geht es im Beschluss nur darum Akten zu überführen und keinen
Campus zu errichten. Da sollten nicht soviel Hoffnungen/Emotionen
reingelegt werden.
- Auch dem Bund (der Kulturbeauftragten) geht es darum die künfitigen
Generationen zu einem „vernünftigen Erbe“ zu erzeihen. Aufklärung über
Widerstand. Mit der Havemanngesellschaft habe man einen verläßlichen
Partner der über die Opposition aufklärt. Der Bund kümmert sich ums Archiv.
- Das Thema Restaurierung von Akten und Digitalisierung sollte im
Mittelpunkt stehen.
- Es soll ein herausragende Anlaufstelle an einer Adresse in Sachen
Stasi geschaffen werden. Es soll nicht die einizige sein, aber eben mehr
als an anderen Standorten. Alle anderen BStU-Archive und Landesarchive
bleiben erhalten und werden in den nächsten Jahren auch modernisiert.
Aber die Bestände werden etwas ausgedünnt (z.B. in Lichterfelde).
- Baumaßnahmen sind nicht beschlossen. Aber so wie es aussieht wird das
sehr komplex.
- Derzeit findet eine Bedarfsermittlung der Archive statt. Aktuell ist
der Raumbedarf unklar. Es finden Verhandlungen mit Lichterfelde und
Koblenz statt, was sie für Akten abgeben können.
- Man wisse jetzt noch nicht wie „offen“ die Struktur sein kann, wenn
die Archive einziehen. Das hat auch was mit Sicherheit zu tun.
- Damit im Zusammenhang steht der Ankauf des Haus 22 (Offizierscasino).
Hier wurde ein Veranstaltungszentrum neu geschaffen.
- Seit September 2017 wurde das Haus 7 restauriert und eine Ausstellung
dort umgesetzt.
- Der Bund geht so vor: 1. Raumbedarf ermitteln (dabei sind sie), 2. Mit
der BIMA reden was im Bestand umgesetzt werden kann. 3. Über konkrete
Flächen zum Ankauf reden 4. Bauen. „Eines Tages“ wird hier (um)gebaut.
Bis dahin wird aber weiter Aufgeklärt und Bildungsarbeit geleistet.

Dittfurth
- Es gibt keinen großen Plan von oben. Man wolle dass sich das von unten
entwickelt.
- Der Beschluss des Bundes fordert zum Handeln auf. Da geht es um
Flächenerwerb.
- Man wolle als Standortmanagment endlich Leben in den Block und den
Leerstand beenden
- Es gibt einen Ensemble-Schutz, was aber nicht heißt dass es nicht zu
einzelnen Abrissen kommen kann.
- Infrage kommen:
Haus 18 ist multifunktional und ist leider nicht nutzbar, weil Privat.
Der Saal vom Finanzamt ist schön, müsste aber von Außen besser
erschlossen werden
Bei der Sparda-Bank soll Jugendfreizeit etabliert werden
Wohnen ist ein Ziel. Dafür soll mehr Platz eingeräumt werden
Begegnungsorte innerhalb des Geländes wären gut.
- Kerski aus Polen wurde eingeladen um aufzuzeigen dass es möglich ist
Begegnungsorte zu schaffen und dass Gedenken auch widersprüchlich sein kann.
- Lämsä aus Helsinki wurde eingeladen um zu zeigen dass auch an
Geschichtsbelasteten Orten „Wohnzimmer für die Bevölkerung“ möglich
sind. Die Einladung ist „Studiert die Geschichte, gestaltet die
Zukunft“. Das wünsche man sich auch für den Campus.
- Am 15. Januar gibt es wieder die Möglichkeit weiter zu diskutieren (?)

Lompscher
- „Wir werden einen Neubau auf dem Gelände haben“
- Der muss so sein, dass er einen Verbindung zur Stadt bietet.
- Diesen Neubau sieht sie an der Ecke Frankfurter Allee Magdalenenstraße
- Dort gibt es mit den Gebäden 12 - 14 die einizige Chance sowas
umzusetzen.
- Die bisherigen Verständigungen in Sachen Ateliers sind da sicher auch
möglich.
- Der Abriss von Haus 6 hat viel Wirbel erzeugt. Deshalb stehen die
„schützenswerten Gebäude“ und Prachtbauten der Stasi nicht zur
Disposition. Aber dazu zählt die Frankfurter Allee nicht.
- Kulturstandort sollte der Saal des Finanzamtes werden.
- Das bisherige Wohnen ist zu schützen, aber es soll nicht mehr geben
weil der of nicht geeignet ist.
- Die Bürogebäude an der Frankfurter Allee sind als Erinnerungsorte
nicht geeignet.
- Wir halten uns an die Sanierungsziele. D.h. die inhaltlichen Aufgaben
des Areals werden wir vor den Bedürfnissen der Privaten schützen und
andere Nutzungen verbieten.
- Das Land wird die Grundstücksordnung ändern und neue Verkehrsflächen
ausweisen, damit der Hof begehbar / durchfahrbar wird. Die privaten
Eigentümer können überlegen ob sie da mit machen oder eben Leerstand in
Kauf nehmen.
- Das Land will, dass auf dem Areal ein Hostel entsteht. Das bringt
Leben. Das Standortmanagment soll koordinieren wer das von den Privaten
umsetzen will.

Lederer:
- Die Anmutung der Abschttung muss für den Campus aufgelöst werden.
Gleichzeitig muss es weiterhin ein ähnliches Gefühl vermitteln.
- Es wird keine Bibliothek geben, weil das Land die Landesbibliothek
jetzt schon am Blücherplatz etabliert hat.
- Das Land möchte Forschung und Begegnung zu dem Schwerpunkt „Opposition
gegen die DDR“. Aber auch mit dem Fokus Freiheit / Demokratieverständnis
und die Künstler*innen brauchen auch Platz. Ein Ort des Negativbeispiels
Stasi wo aber auch über aktuelle Beispiele geredet werden kann. Der
Bezug zum realen Leben / Gegenwartsbezug (ähnlich wie bei dem Center in
Helsinki) sollte da sein. Es gibt bereits ein Konzet der
Havemanngesellschaft so ein „Forum des Widerstands“ umzusetzen.
- Das Land will Öffentlichkeit herstellen und zwar in einer neuen
Größenordnung. Nicht so bieder, nich so kleinteilig. Das Areal muss „hip
gemacht werden“. Kulturelle und öffntliche Nutzung in unterschiedlicher
Trägerschaft.
- Hier müssen große Bauten geplant werden um das umzusetzen
- Denn das Haus 18 wird in der Sanierung 60 Millionen kosten. Der Bund
hat da schon „Markierungen gemacht“. Er selbst hat die BIM beauftragt
das zu prüfen. Aber es wird einfach zu teuer. Das Land will auch nicht
alles von dem gebäude nutzen, sondern nur 4000m2 für die
Havemann-Gesellschaft.
- Deshalb: „Das Land macht mit wenn der Bund was macht“ aber wird nicht
allein irgendwas ankaufen oder neu bauen..
- Das Land wird die Gebäude an der Frankfurter Allee nicht für
Zwischennutzungen ertüchtigen wenn nicht klar ist was mit den Häusern
passieren soll. Solange der Bund nicht sagt wann er was bauen will und
ob er die Häuser an der Frankfurter Allee will, wird es den Leerstand da
geben.
- Das kann lange dauern. Ein Beispiel: Der Standort für die
Landesbibliothek am Blücherplatz wurde 30 Jahre lang gesucht.

Kaltenbrunner
- Der Bestand sollte kultiviert werden. Schön wäre ein Archiv und eine
Begungnungsstätte im Sinne der Institution BStU.
- Das „Feuer der Leidenschaft“ fehlt allen Beteiligten. Der Player
müsste der Bund sein, weil nur der das geld hat. Aber auch in der
Bezirkspolitik fehlen Leute die das wirklich interessiert.
- Prioritäten: Erst sollten die Akten am Standort gebündelt werden, dann
ein öffentlicher Spot und dann der „Oppositions-Standort“.
- Dass sich sowenige Leute dafür interessieren ist eine Chance, weil
hier in Ruhe abgerissen und neu gebau werden kann. Es gibt in
Lichtenberg keine „renitente Öffentlichkeit“. Man kann im „Windschatten
der Öffentluchkeit“ mehr machen als in anderen Bezirken.
- So ein Projekt ist was langfristiges und dauert mindestens 15 Jahren
in der Planung.
- Deshalb bis dahin erstmal alles zulassen, solnage sich die Nutzungen
nicht gegenseitig stören.
- Es gibt bereits Orte für die es Konzepte gibt. Weitere können
entwickelt werden.
- Es reicht ein „Anzeihungsort“ der auf den ganzen Bereich wirkt.
- „Welches Team steht insgesamt dahinter“ Oder sind es viele kleine.
Eine pluralisitische Gesellschaft kann nicht staatlich organisiert
werden. Das ist die Herausforderung.